Montag, 9. Juni 2014

Bajawa – auf den Spuren der Ngada



Bajawa ist eine Bergstadt mit angenehm kühlen Temperaturen. Auf der Straße sind wir zufällig einem Touristenguide begegnet, der einzige Mensch, der überhaupt Englisch sprach. Nachdem Alfredo uns uninformierte Reisenden dann auch mal aufgeklärt hat, dass Himmelfahrt ist, hat er uns in sein Heimatdorf zu einer Zeremonie für den Bischof mitgenommen. Diese fand auf einem Berg an dem Dorf statt, wo die Dorfbewohner über vier Jahre hinweg eine riesige Mariastatur gebaut haben, die imposant das Tal überblickt. Die Einheimischen waren alle in ihren traditionellen aber auch immer noch typischen Ikat Sarongs gekleidet, ein Frauenchor hat gesungen und als sich der Bischof nach Ewigkeiten auch mal blicken lies, führten die Männer und Frauen einen traditionellen Tanz auf. Alle waren gut drauf. Kein Wunder, da die Männer wie besessen ihr Nikotin inhalierten und die Frauen mit ihren schon rot gefärbten Mündern von den Bethelblätter komplett auf Drogen waren. Das ist der Normalzustand in den Dörfern auf Flores.

Nach zwei Wochen Sonnenschein, regnet es natürlich sofort in Bajawa nachdem wir angekommen sind, so dass wir nach Stunden des Wartens auf den Bischof so durchgefroren waren, dass wir dankend auf die Opferung des Büffels verzichtet haben und uns im Hotel lieber einen heißen Eimer Wasser über geschüttet haben und mit Pullover und vielen Decken ins Bett gegangen sind.
Am nächsten Tag haben wir Bena besucht, ein traditionelles Ngada Dorf. Diese Dörfer sind in Flores so eine Attraktion, auch unter den Locals, einfach weil sie noch existieren. Alle Häuser sind komplett aus Holz gebaut, sie umgeben den Platz mit den heiligen Stätten für die männlichen und weiblichen Vorfahren, an denen Zeremonien und Opferungen abgehalten werden. Die Bewohner dieser Dörfer sind animistisch. Heutzutage bedeutet das, dass sie Tiere opfern für ihre Götter. Früher opferten sie einiges mehr. An jedem Haus findet man Gebisse und Hörner, die anzeigen wie viele Büffel dem Haus geschenkt und dann geopfert wurden. Je mehr, desto besser natürlich. Wie wir bei uns nachschauen, was uns eine Person zum Geburtstag geschenkt hat, um ihr etwas mit ähnlichem Wert zu schenken, wird hier die Größe der Hörner gecheckt, um einen gleich großen Büffel zurück zu schenken, wenn in einem anderem Haus ein Ereignis zelebriert wird.
Bena Village


Gedenkstaette der Vorfahren



Während die Männer tagsüber auf den Feldern oder bei den Tieren sind, sitzen die Frauen vor ihren Hütten und weben Ikat Sarongs und Schals, die auch gerne von Touristen gekauft werden können. Die Kinder, die gerade von der Schule kamen, als wir da waren, spielen auf dem großen Platz zwischen den Häusern ein Fangspiel, wobei sie die Steinmauern der verschieden hohen Plateaus rauf und runter rennen, als kennen ihre Füße jeden einzelnen Stein im Schlaf.
Hier und da liegen Planen aus, auf denen Makadamia Nüße, Kakaobohnen oder Vanille getrocknet werden. Hühner, Katzen und vor allem ganz viele kleine süße Welpen laufen herum. Es herrscht eine wahnsinnig friedliche Stimmung in diesem Ort, der wunderschön und bedroht am Rande des aktiven Vulkan Inerie liegt.
Bena ist eins der wenigen noch existierenden traditionell gebauten Dörfer in Flores. Alle anderen wurden durch Brände komplett zerstört. Für die Menschen ist es daraufhin mittlerweile einfacher und sicherer Steinhäuser zu bauen. Und so wächst die Umgebung mit jedem Brand zumindest oberflächlich immer weiter in die sogenannte „Moderne“ und es ist nur eine Frage der Zeit, wann in Bena eine kleine Flamme vergessen wird.





Größtenteils sind die Dörfer nur über schmale Pfade zu Fuß zu erreichen. Nachdem wir also durch die Wildnis um Bajawa von einem Ort zum anderen gewandert sind, erreichten wir ein kleines Wunder der Natur. Zwei Wasserläufe, die zu einem zusammenfließen. Das besondere: der eine kommt aus dem Vulkan und ist 70°C heiß, der andere aus den Bergen und schweinekalt. Zusammen ergeben sie eine flüssige Sauna. Genau dort wo sie zusammenfließen, kann man auf der einen Seite des flachen Flusses im schön warmen Wasser entspannen bis man überhitzt und zur Abkühlung einfach auf die andere Seite schwimmt. Erst als unsere Haut fast ganz aufgelöst war, haben wir diesen wundervollen Ort wieder verlassen.

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