Sonntag, 30. März 2014

Zwischen Moral und Tradition

Da wir also wie bereits angekündigt einen Hahnenkampf besucht haben, hier ein kleiner Bericht über diese für uns sehr eigenartige, fast schon schreckliche Tradition der Filipinos.

Ein unscheinbarer Weg hinter der Stadt Siquijor auf der gleichnamigen Insel führt zu einer kleinen Arena. Der kreisförmige Kampfplatz ist durch eine Glasscheibe von der Zuschauertribüne abgetrennt. So weit wir die Erklärungen der Einheimischen verstanden haben und von dem, was wir gesehen haben, funktioniert ein Hahnenkampf folgendermaßen: Zuerst finden sich die Männer in einem kleinen Pulk vor der Arena zusammen und begutachten die Hähne, die von den Besitzern von allen Seiten präsentiert werden. Danach wird den Tieren eine Klinge an den Fuss gebunden und zwei in die Arena getragen, wo sie angestachelt werden, indem man sie Kopf an Kopf hält und sie sich gegenseitig zwicken. Hähne haben den natürlichen Instinkt ihr Territorium zu verteidigen, nur werden sie in diesem Kampf daran gehindert aufzugeben und das Gebiet des anderen zu verlassen.

Dann ganz plötzlich geht die eigentliche Aktion los. Aber nicht in der Arena, sondern auf der Tribüne. Die Männer – Frauen sucht man hier vergeblich – springen auf, strecken einen Arm nach oben, halten sich gegenseitig ihre Finger vor die Gesichter und rufen die Seite des Hahns genauso häufig, wie viele Finger sie ausstrecken, um zu zeigen wie viele hundert Peso sie wetten wollen.

Sobald die Männer wieder still geworden sind, werden die Hähne auf den Boden gesetzt, wo sie sich gegenseitig attackieren, aufeinanderspringen und zu einem Ball aus Federn werden bis einer am Boden liegt. Der Schiedsrichter greift beide beim Nacken, hebt sie hoch, setzt sie wieder auf die Füße, von wo aus sie weiter kämpfen könnten, allerdings brechen dem einem hier schon die Beine weg, er wird fallen gelassen und bleibt tot am Boden liegen. Die Männer auf der Tribüne fangen an herumzuwuseln und sich gegenseitig Geld zuzustecken.

Nach zwei von diesen Durchgängen waren wir bedient und haben uns aus dem Staub gemacht. Die Tradition der Hahnenkämpfe ist in den Philippinen seit Jahrhunderten verankert, niemand konnte mir mehr ihren Ursprung oder Grund nennen. Sie finden in Siquijor jedes Wochenende und bei jeder Feierlichkeit statt.
Für uns war es ziemlich schockierend, für die Filipinos gehört es allerdings zum Alltag die Tiere zu schlachten, die sie essen wollen. So bekommt der Gewinner auch den getöteten Hahn nach dem Kampf zum Essen. 

Ich kann gut nachvollziehen, dass die Filipinos eine andere Haltung Tieren gegenüber haben, gerade weil sie ihr Fleisch nicht aus einer Plastikverpackung aus dem Supermarkt kaufen; sie haben beim Hahnenkampf vor allem Spaß am Wetten, aber trotzdem finde ich es eine grausame Art ein Tier zu töten.

Weiße Magie auf Siquijor Island

Früher nannten die Spanier Siquijor die Insel des Feuers, weshalb sich heute noch viele Filipinos von hier fernhalten. Auf Grund der vielen einheimischen Heiler, gilt die Insel quasi als verhext mit wundersamen Kräften. Um dem verwunschenen Ruf entgegen zu arbeiten, spricht die Regierung von einer weißen Magie und auch wir konnten diese erleben! 

Damit wir unabhängig die Gegend erkunden konnten, haben wir uns einen Roller gemietet, der uns innerhalb eines halben Tages sicher einmal um die Insel gebracht hat, durch viele kleine Dörfer, vorbei an saftig grünen Reisterrassen, Bananenbäumen und vielen fröhlichen Gesichtern. 

 
Friedhof










Da wir von einem Hahnenkampf gehört und uns entschieden haben, dass man auch kontroverse Aspekte einer Kultur kennen lernen sollte, sind wir auf die Suche gegangen und fündig geworden. Da dieser Tradition der Philippinen mehr Platz gebührt, beschreibe ich die Erfahrung in einem eigenen Post

Nach diesem kulturellen Erlebnis des Hahnenkampfs, haben wir noch einen super schönen Wasserfall gefunden, an dem wir ganz allein ein wenig herumplanschen und die herrliche Natur genießen konnten. Diese hat uns noch weiter verwöhnt und den Strand, an dem unser Hostel lag, durch das untergehende Tageslicht in einen Himmel auf Erden verwandelt und uns in die weiße Magie der Insel eingehüllt.




Auch den zweiten Tag haben wir auf dem Roller verbracht, den wir auch einfach hätten mitnehmen können, weil wir ihn weder vorher bezahlt, noch irgendetwas hinterlegt haben. Die Gelassenheit der Filipinos halt. 
An dem Tag sind wir in das Innere der Insel gefahren, rauf auf den Berg. In dem kleinen Ort Cantabon haben wir uns in die Unterwelt der Insel gewagt, in die Cantabon Caves. Zwei Stunden klettern im Dunkeln, teilweise bei hüfthohem Wasser und so engen Abschnitten, dass wir vornübergebeugt gerade so unser Gesicht über der Wasseroberfläche halten konnten. Ziemlich spannend, anstrengend und nass. 

Da man sich hier ja aber auf Wärme verlassen kann, sind wir wir weiter auf den Gipfel des Berges in nassen Hosen und Schuhen vorgedrungen, wo ein Turm eine tolle Aussicht versprechen sollte, die zu diesem Zeitpunkt allerdings in Nebel gehüllt war, was uns vielleicht warnen sollte ihn nicht zu betreten. Auf halben Weg die Stufen hinauf, höre ich hinter mir Anne schreien, als würde sie hinunter stürzen. Als ich mich umdrehte, steckte sie glücklicherweise nur mit einem Bein in einem Loch in dem Gerüst, wo eine der Metallstangen fehlte, aus denen die Stufen gemacht sind. Ein, nachdem der Schock nachließ, lustiges Bild abgebend, hing sie über den Stufen, stolz die teure Kamera hochhaltend, die sie reflexartig vor dem Zusammenschlag mit dem Metall gerettet hat. Nachdem Annes Knie schon am Vortag schmerzlichen Kontakt mit dem Boden hatte, gesellten sich jetzt weitere Schürfwunden und riesige blaue Flecke hinzu. Aber hey, Narben können tolle Geschichten erzählen.

Zur Abwechslung führte uns unser Weg als nächstes zu einem der friedlichsten Orte auf der Insel mit Lebewesen, die niemanden etwas zu Leide tun können, dem Butterfly Sanctury, wo wir viele schöne Schmetterlinge in jedem Lebensabschnitt bestaunt haben.


Zum Abschluss des ereignisreichen Tages sind wir zu einem größerem Wasserfall gefahren, wo wir uns mit einem gewagten Sprung am Wasserfall herunter genüsslich die Sandschicht von der Rollerfahrt abwaschen und ein wenig Tarzan spielen konnten. 


Die Abende auf Siquijor haben wir mit ein paar anderen Backpackern aus aller Welt am Strand ausklingen lassen, wo das Feuer der magischen Insel in Form von Glühwürmchen zwischen den Palmblättern und atemberaubenden Sonnenuntergängen hinter dem Vulkan auf Negros sichtbar wurde.

Samstag, 22. März 2014

Die überraschende Guimaras Island

Wir sind grade mal 17 Tage unterwegs und haben schon so viel gesehen und erlebt. Da ist es auch mal gut, dass ein kleiner Taifun die Fähren lahm legt und wir gezwungen sind einen Tag nichts zu machen, um alles bisher Gesehene verarbeiten zu können.

Daher hier ein kleiner Rückblick, wo wir vor circa einer Woche waren:

Nach dem Touri-Aufenthalt auf Boracay, sind wir auf eine der noch nicht so bekannten Inseln geflüchtet - Guimaras Island. Wir waren die einzigen Gäste im Hostel und wahrscheinlich auch die einzigen auf der Insel. Was uns zuerst wie ein relativ unspektakulärer Ort vorkam, wurde zu einem spannenden Erlebnis der echten, authentischen Philippinen. 
 
Da wir uns selbst keinen Roller mieten konnten, hat Ace, der Cousin der Hostelbesitzerin, angeboten uns mit seinem Tricycle die Insel zu zeigen. Zu erst ging's zur Mangoplantage, da auf den Guimaras eine besondere Sorte angebaut wird, dann bergauf über Holperpisten zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das typische philippinische Panorama genießen konnte: Das weite blaue Meer, am Horizont die Berge der nächsten Insel. Schon nach dieser holprigen Strecke war ein Rad des Tricycles kaputt, also gabs eine Zwangspause an der nächsten Werkstatt, welche eine kleine Bambushütte mit altem Werkzeug am Straßenrand war. 
 
Tricycle in der Werkstatt
Als das Tricycle wieder startklar war, wollte Ace uns ein paar Strände zeigen. Die Wege abseits der Hauptstraße führten uns durch viele kleine Dörfer. Alle bestehen aus kleinen Bambushütten, die meistens Dächer aus Palmenblätter haben, nicht wie in größeren Orten aus Wellblech. Die Filipinos machen alles aus Bambus – Zäune, Bänke, Betten, etc. Ab und zu gibt es eine Hütte, in der ein paar wenige Lebensmittel verkauft werden. In fast jedem Dorf fanden wir einen Ort, an dem die Erwachsenen zusammen saßen, während die Kinder in die Schule gehen. Kühe stehen angebunden an der Straße oder auf den Feldern herum, um das Gras kurz zuhalten. Hühner, Hunde und Katzen machen das Bild eines philippinischen Dorfes perfekt. Aber was hier das wichtigste ist und nirgendwo fehlen darf, ist ein Basketballkorb. Egal ob es ein richtiges Feld ist oder der Korb nur am Straßenrand an einer Palme befestigt ist – Filipinos lieben Basketball!
In den größeren Ortschaften an den geteerten Hauptstraße sind uns vor allem die vielen Schulen aufgefallen. Laut Ace können hier alle Kinder zur Schule gehen, was immer ein wenig paradox wirkt, wenn ein Kind in seiner sauberen Schuluniform durch die verstaubten Straßen seines Dorfes läuft.

Nicht nur Anne und ich haben interessiert die Umgebung beäugt, die Umgebung uns natürlich auch und unsere Arme waren irgendwann schon schwer vom ganzen zurück winken. „Ihr habt viele neue Freunde hier.“, war am Anfang Aces Kommentar dazu. Nachdem er einen ganzen Tag neben uns saß, musste er selbst schon über das Verhalten seiner Landsleute lachen: „Wirklich jeder guckt euch an, wieso ist das so?“ - Weil Filipinos sehr freundliche und sehr neugierige Menschen sind!

Wenn man es dann zu den Stränden von den Guimaras geschafft hat, ist einer schöner als der andere! Am Lieblingsstrand von Ace, der genauso verlassen und friedlich war, haben wir am Schluss sehr lange gesessen und von unseren Leben erzählt. Es wäre wirklich ein gelungener Abschluss des Tages gewesen, wenn auf der Rückfahrt nicht noch der zweite Reifen einen Platten bekommen hätte – wir fetten Europäer!

 
Zusammen mit dem philippinischen Essen, Reis mit Fisch und Gemüse ohne Sauce oder Gewürze, das die Hostelbesitzerin extra für uns gekocht hat, waren die Guimaras eine tolle Erfahrung - Wir haben einiges gesehen und viel über Land und Leute gelernt.

Mittwoch, 19. März 2014

Der Weg ist das Ziel

In den letzten zehn Tagen sind wir schon ordentlich herumgekommen. Fünf der über 7000 Inseln haben wir bereits abgeklappert – da haben wir noch was vor uns! 

Der Weg ist das Ziel!

Und dieser Weg gestaltet sich hier durch die vielfältigen Verkehrsmittel immer recht spannend. Bisher sind wir nur nach Boracay mit einer kleinen Propellermaschine geflogen, von da an waren wir nur noch auf sicherem Land und etwas unsicherem Wasser unterwegs.

Um das Meer zu überqueren gibt es schon mehrere Möglichkeiten. Zum Einem haben die Filipinos Boote in allen Größen, die alle die zu beiden Seiten stabilisierenden Bambusstangen gemein haben. In dem schmalen Mittelteil bekommt man mehr Leute unter, als ein Europäer denken würde. Für kurze Strecken werden die kleinen Bumboote für alles benutzt: Personen-, Lebensmittel- und Motorradtransport oder Fischen. Je nach Bedarf und Strecke werden diese Boote natürlich größer und haben irgendwann den Luxus von Sitzbänken. 



An unseren letzten Aufenthaltsort, den Sugar Beach, kommt man am schnellsten mit dem Boot von der nahe gelegenen Stadt Sipalay, also hieß es Rucksäcke übern Kopf haltend vom Strand durchs Wasser aufs Boot steigen und genauso wieder ausm Boot raus. Beim Sonnenuntergang war dies definitiv einer der schönsten Strecken!

Geht die Fahrt über raueres Gewässer, setzen sogar die Filipinos auf richtige Fähren, wo der Innenraum komplett abgeschlossen ist. Die schlimmen Befürchtungen, die das Gebet, dass die Fähre und alle Insassen sicher ans Ziel kommen, das am Anfang über einen Bildschirm gesprochen wird, auslöst, halten sich über die ganze Fahrt. Während die Wellen gegen die Fenster schlagen und man regelmäßig quasi auf seinem Sitznachbar liegt, fängt man irgendwann selbst an Stoßgebete gen Himmel zu senden. 

"Einer geht noch, einer geht noch rein" - Prinzip
An Land kann man Langstrecken ganz gut mit dem Bus zurücklegen. Die Wagen an sich sehen sehr komfortabel aus. Wären sie auch, wenn die Asiaten nicht ihr gekonntes Prinzip des „Einer geht noch, einer geht noch rein“ anwenden würden. Über fünf Stunden im Gang eines Busses zu stehen, macht hier niemanden was aus. Wenn sich dann zwischendurch noch der Fahrkartenverkäufer mit seinem unlogischen System zu jedem Fahrgast zweimal durch quetscht, um einem zuerst irgendeinen Zettel, der womöglich die Fahrkarte darstellen soll, zu geben und erst beim zweiten Mal das Geld einzusammeln, wird es erst richtig gemütlich. Ganz zu schweigen von den Verkäufern und Bettlern, die sich, sobald der Bus kurz hält, ebenso in die kuschelige Gemeinschaft des Busses integrieren.

Es versteht sich vielleicht schon von selbst, dass natürlich auch Bushaltestellen eine vollkommen überflüssige Erfindung sind. Jeder, der den Bus an den Straßenrand winkt, wird mitgenommen, will man aussteigen macht man irgendwie auf sich aufmerksam, ruft entweder durch den Bus oder klopft gegen die Buswand oder Fenster. 

Um kurze Distanzen zurückzulegen, gibt es hier die tolle Erfindung des Tricycles, das entweder von einem sportlichem Filipino auf dem Fahrrad oder einem Moped angetrieben wird. Günstige Angelegenheit, bei der man ganz entspannt nebenbei etwas von der Umgebung betrachten kann. Einziger Haken: man darf weder breiter, noch größer als ein Durchschnittsfilipino sein – also klein! Auf den Guimaras hat uns ein sehr netter Einheimischer einen ganzen Tag mit so einem Teil herumgefahren. Aufgrund der wundervollen Schotterpisten und Schlaglöcher, endete der aufregende und spannende Tag mit einer fetten Sandschicht auf uns, blauen Flecken und zwei kaputten Reifen, aber super tollen Eindrücken. 


Schüler fahren auf Jeepney

Ansonsten fahren Filipinos gerne mit, in oder auf Jeepneys, kleine Busse, auf die man einfach auf- und abspringt, wenn man möchte. Einfache Autos, Taxen und Motorroller gibt es natürlich auch, aber die sind längst nicht so aufregend, wie die öffentlichen Verkehrsmittel. 




Ich möchte fast behaupten, kennt man die öffentlichen Verkehrsmittel der Philippinen, ist man der Kultur und den Leuten ein ganzes Stück näher – wortwörtlich.

Donnerstag, 13. März 2014

Samstag, 8. März 2014

Manila hautnah

Aussicht von unserem Balkon
Den Flug haben wir relativ gut überstanden, ohne viel Schlaf, aber mit vielen blanken Nerven. Sobald man in Manila den Flughafen verlässt, ist man direkt drin in der Stadt, im Gewusel und in der Armut. Nachdem wir an Ampeln von Müttern mit ihren Kindern durch das Fenster angebettelt wurden, fuhr uns das Taxi durch Straßen, wo die Hütten aus allem, was man so auf der Straße findet, zusammengeschustert sind, wo Haufen von Müllsäcken herumliegen, in denen sowohl Hunde, als auch kleine Kinder wühlen, wo hunderte von Stromleitungen an Kreuzungen zusammenlaufen. Und dieses Bild zieht sich quasi durch die ganze Stadt. Die Autos fahren kreuz und quer, man geht einfach rüber, die bremsen tatsächlich, gehupt wird sowieso die ganze Zeit. Die Leute leben auf der Straße, das Essen wird auf der Straße zubereitet und Kinder spielen Gummitwist.

Donnerstag, 6. März 2014

Ab geht's !

Die Zeit des Pläneschmiedens ist vorüber. Alles ist beantragt, eingekauft und 10.000 Mal im Kopf durchgedacht. Nur noch eine Hürde war zu nehmen: welche T-Shirts dürfen mit in die Sonne und wie bekomme ich das alles in einen Rucksack? Gestern sah es noch so aus...