Über sieben Wochen sind wir durch die
Philippinen gereist, ohne uns auch nur einen Moment nicht sicher
unter den Landsleuten gefühlt zu haben oder auch nur annehmen
mussten, dass uns jemand etwas Schlechtes will - Keine drei Tage auf
Bali und sofort ausgeraubt und von der Polizei abgezogen.
Fast wie auf einer einsamen Insel |
Zuerst einmal möchte ich diesen
merkwürdigen Ort namens Kuta beschreiben, von dem uns eh schon alle
abgeraten haben, aber einer der anziehenstens Orte auf Bali sein
soll: Der breite Strand zieht sich endlos an Balis Südost-Küste
entlang. Nur fällt einem das gar nicht auf, weil wenn man nach rechts
und links guckt, keinen Sand, sondern nur noch schwarze
Menschenmassen sieht. Am Rande des Sandes zieht sich ein schmaler
Streifen mit Palmen entlang, der durch eine hohe Mauer von der
chaotischen Straße abgetrennt ist. Kann man den Straßenstress
ignorieren, könnte man sich ja unter die Palmen legen und den Strand
genießen. Könnte man, wären dort nicht die Surfboardverleiher,
Armband-, Bilder-, Pfeil- und Bogen-, alles-was-kein-Mensch-braucht -
Verkäufer. Um nicht in der prallen Sonne laufen zu müssen, muss man
sich ein Getränk kaufen, um auf einem super bequemen Plastikstuhl im
Schatten sitzen zu dürfen. Positiv anzumerken sind die Wellen, die
wirklich Spaß bringen zu surfen. Vor allem ist draußen aufm Wasser
der einzige ruhige Fleck in Kuta. Also auch wer nicht surfen kann
oder will, der Sonnenuntergang ist am enspanntesten aufm Bord liegend
zu genießen.
Neben dem verrückten Verkehr auf den
Hauptstraßen, besteht Kuta aus einem Labyrinth von Nebenstraßen und
Gassen, die maximal zwei Meter breit sind. An den Seiten reihen sich
tausende von Souvenirläden aneinander, die im Grunde alle dasselbe
verkaufen. Flaniert man also zwischen den anderen Touristen, Motorrad
ausweichend diese Gassen entlang, wird man am laufenden Band von der
Seite angequatscht: „Wanna buy souvenir?!“, „Darling, wanna buy
something?!“, „Take a look, come inside!“. Wenn man dann vorbei
geht oder nur kurz guckt, aber nichts kauft, wird einem ganz gerne
auf indonesisch hinterher gemeckert. So mag man als potentieller
Kunde doch gern behandelt werden!
Kutas Hauptstraße |
Aber den Ort so richtig angefangen zu
lieben haben wir erst nachts: Auf dem Weg vom Club zum Hotel zu einer
wirklich noch akkuraten Stunde von 12:30 reißt ein vorbeifahrender
Rollerfahrer Anne ihre Tasche vom Leib. Ganz professionell hing nur
noch der Riemen über ihrer Schulter. Irres Hinterherschreien und
-rennen veranlasste niemanden der wenigen herumstehenden eben
beschriebenen Ladenbesitzer der kleinen Gasse dazu uns zu helfen,
womöglich in dem Wissen selbst ihren Teil von dem Diebstahl
abzubekommen. Also adé Geld, Kreditkarte und Handy! Nachdem wir dann
noch vollkommen unter Schock stehend die Kreditkarte gesperrt haben,
wollten wir den Diebstahl der Polizei melden. Der Anruf bei der
örtlichen Polizeistation lief in etwa folgendermaßen ab:
„Police Kuta.“
„Hello, I just got robbed, lost my
creditcard and everything and wanna report it to the police.“
„I don't speak english!“
Peep, peep, peep,...
Danke für die Hilfe, hat mich sehr
gefreut mit Ihnen zu sprechen!
Also ging's mit Pfefferspray bewaffnet
runter zum Strand, wo wir neben dem kleinen Polizei Outpost einen
schlafenden Polizisten in seinem Auto vorfanden. Ein kräftiger
genervter Schlag auf die Motorhaube ließ ihn hochfahren.
Ja, um einen Diebstahl zu melden, müssten wir zur richtigen Polizei Station in Kuta, mit denen ich ja schon ein nettes Telefonat geführt habe. Ob er uns da hinfahren könnte – „No, the engine is not working“
Ja, um einen Diebstahl zu melden, müssten wir zur richtigen Polizei Station in Kuta, mit denen ich ja schon ein nettes Telefonat geführt habe. Ob er uns da hinfahren könnte – „No, the engine is not working“
Wollen sie uns etwa alle veräppeln?!
Nach langer Diskussion erreichten wir
die Polizeistation auf zwei Motorrädern, von denen eines gar nicht
zur Polizei gehörte, sondern irgendeinem Mann, die definitiv
hilfreicheste Person der Nacht!
Nachdem wir auf der Station alle
Polizisten nicht gerade sanft aus ihrem Nickerchen geholt haben,
konnten wir tatsächlich einen Report machen. Beim dritten Ausdruck
hatte der Polizist, der die ganze Zeit vom Schreck, dass er so
plötzlich arbeiten muss, Schluckauf hatte, Annes Namen endlich
richtig geschrieben. Ihm diesen so schwierigen Namen in großen
Druckbuchstaben vorzuschreiben hat da auch nichts gebracht.
Immerhin haben wir jetzt einen DinA4
Zettel als Andenken an diese hervorragende Nacht.
Einen Tag später, nachdem wir uns
wieder beruhigt hatten und Anne sich ein neues Handy gekauft hat,
wollten wir dann doch nochmal kurz in den Süden fahren zu einem
großem Tempel „Uluwatu“, bevor wir Kuta für immer den Rücken
kehren werden. Roller gemietet, Helme auf und durch den kranken
Verkehr gekämpft. Nur genau eine große Straße führt zu dieser
Touristenattraktion. Wie viele andere waren wir gegen fünf Uhr auf
dem Heimweg bevor es dunkel wird. Da stehen tatsächlich Polizisten
an der Straße und führen eine Verkehrskontrolle durch. Etwas was
wir bisher noch nicht gesehen haben, da es sogar kaum
Verkehrsschilder gibt und alle eh beknackt fahren. Und natürlich war
etwas faul an dieser Kontrolle. GANZ unauffällig wurden nur
Touristen, die man hier ja ziemlich gut an ihrer Hautfarbe erkennen
kann, angehalten.
„Drivers License!“
Tja, da wurde uns schlagartig bewusst,
dass wir nur unsere deutschen mit haben, nicht die internationalen.
Also die Deutsche hingehalten.
„International driver's license!“ -
Ja, sorry, nicht dabei.
„Where are you from?“
„Germany“
„Go over there!“
1 Million Rupiah Strafe
Da ging's aber los: bestimmt zehn-minütige Diskussion über das Rechtssystem in anderen Ländern
gehabt, wie wir unsere Internationalen ja auch in Kuta bei der
Polizei vorzeigen könnten (mit denen wir ja auch schon best buddies
sind) und der deutsche Führerschein viel mehr wert ist etc. bis wir
unsere Strafe auf 300.000 runtergehandelt hatten. Allein diese
Tatsache ist unfassbar und zeigt wie korrupt das System ist. Als Anne
dann anfing, dass wir schon ausgeraubt wurden und Bali jetzt wirklich
so schnell wie möglich verlassen werden, steckte der Polizist mir
ganz heimlich einen der 100.000 Rupiah Scheine wieder in die Hand
ohne dass sein Kollege es mitkriegt.
Tja, damit hat er also nur noch ca. 12
€ Taschengeld gemacht.
Als wir dachten jetzt kann es nicht
mehr schlimmer kommen, kroch wieder irgendein Polizist aus seinem
dunklen Loch, wo er nur so auf Touristen wartet, und holt uns von der
Straße, weil wir an einer roten Ampel einen Meter zu weit vorne
angehalten haben.
Nur so zum Vergleich: Auf dem Weg zum
Club wurden uns von allen Seiten Drogen angeboten, wodrauf hier die
Todesstrafe steht. Aber wenn ein Tourist auch nur einen Fuß falsch
auf diese Insel setzt – Strafgeld!
Der gute Mann ließ uns mit einer
Warnung abziehen und wir haben uns geschworen nie wieder selbst am
balinesischen Straßenverkehr teilzunehmen, besonders nachdem wir
hörten, dass das viele Touristen erleben und für irgendeinen Mist
angehalten und bestraft werden.
Allerherzlichsten Dank Bali, wir freuen
uns auch hier zu sein
Genau dasselbe ist uns auch passiert nur ohne den diebstahl
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