Dienstag, 6. Mai 2014

Herzliches Willkommen auf Bali

Über sieben Wochen sind wir durch die Philippinen gereist, ohne uns auch nur einen Moment nicht sicher unter den Landsleuten gefühlt zu haben oder auch nur annehmen mussten, dass uns jemand etwas Schlechtes will - Keine drei Tage auf Bali und sofort ausgeraubt und von der Polizei abgezogen.

Fast wie auf einer einsamen Insel
Zuerst einmal möchte ich diesen merkwürdigen Ort namens Kuta beschreiben, von dem uns eh schon alle abgeraten haben, aber einer der anziehenstens Orte auf Bali sein soll: Der breite Strand zieht sich endlos an Balis Südost-Küste entlang. Nur fällt einem das gar nicht auf, weil wenn man nach rechts und links guckt, keinen Sand, sondern nur noch schwarze Menschenmassen sieht. Am Rande des Sandes zieht sich ein schmaler Streifen mit Palmen entlang, der durch eine hohe Mauer von der chaotischen Straße abgetrennt ist. Kann man den Straßenstress ignorieren, könnte man sich ja unter die Palmen legen und den Strand genießen. Könnte man, wären dort nicht die Surfboardverleiher, Armband-, Bilder-, Pfeil- und Bogen-, alles-was-kein-Mensch-braucht - Verkäufer. Um nicht in der prallen Sonne laufen zu müssen, muss man sich ein Getränk kaufen, um auf einem super bequemen Plastikstuhl im Schatten sitzen zu dürfen. Positiv anzumerken sind die Wellen, die wirklich Spaß bringen zu surfen. Vor allem ist draußen aufm Wasser der einzige ruhige Fleck in Kuta. Also auch wer nicht surfen kann oder will, der Sonnenuntergang ist am enspanntesten aufm Bord liegend zu genießen.

Neben dem verrückten Verkehr auf den Hauptstraßen, besteht Kuta aus einem Labyrinth von Nebenstraßen und Gassen, die maximal zwei Meter breit sind. An den Seiten reihen sich tausende von Souvenirläden aneinander, die im Grunde alle dasselbe verkaufen. Flaniert man also zwischen den anderen Touristen, Motorrad ausweichend diese Gassen entlang, wird man am laufenden Band von der Seite angequatscht: „Wanna buy souvenir?!“, „Darling, wanna buy something?!“, „Take a look, come inside!“. Wenn man dann vorbei geht oder nur kurz guckt, aber nichts kauft, wird einem ganz gerne auf indonesisch hinterher gemeckert. So mag man als potentieller Kunde doch gern behandelt werden!

Kutas Hauptstraße
Aber den Ort so richtig angefangen zu lieben haben wir erst nachts: Auf dem Weg vom Club zum Hotel zu einer wirklich noch akkuraten Stunde von 12:30 reißt ein vorbeifahrender Rollerfahrer Anne ihre Tasche vom Leib. Ganz professionell hing nur noch der Riemen über ihrer Schulter. Irres Hinterherschreien und -rennen veranlasste niemanden der wenigen herumstehenden eben beschriebenen Ladenbesitzer der kleinen Gasse dazu uns zu helfen, womöglich in dem Wissen selbst ihren Teil von dem Diebstahl abzubekommen. Also adé Geld, Kreditkarte und Handy! Nachdem wir dann noch vollkommen unter Schock stehend die Kreditkarte gesperrt haben, wollten wir den Diebstahl der Polizei melden. Der Anruf bei der örtlichen Polizeistation lief in etwa folgendermaßen ab:

„Police Kuta.“
„Hello, I just got robbed, lost my creditcard and everything and wanna report it to the police.“
„I don't speak english!“
Peep, peep, peep,...

Danke für die Hilfe, hat mich sehr gefreut mit Ihnen zu sprechen!

Also ging's mit Pfefferspray bewaffnet runter zum Strand, wo wir neben dem kleinen Polizei Outpost einen schlafenden Polizisten in seinem Auto vorfanden. Ein kräftiger genervter Schlag auf die Motorhaube ließ ihn hochfahren.
Ja, um einen Diebstahl zu melden, müssten wir zur richtigen Polizei Station in Kuta, mit denen ich ja schon ein nettes Telefonat geführt habe. Ob er uns da hinfahren könnte – „No, the engine is not working“
Wollen sie uns etwa alle veräppeln?!

Nach langer Diskussion erreichten wir die Polizeistation auf zwei Motorrädern, von denen eines gar nicht zur Polizei gehörte, sondern irgendeinem Mann, die definitiv hilfreicheste Person der Nacht!
Nachdem wir auf der Station alle Polizisten nicht gerade sanft aus ihrem Nickerchen geholt haben, konnten wir tatsächlich einen Report machen. Beim dritten Ausdruck hatte der Polizist, der die ganze Zeit vom Schreck, dass er so plötzlich arbeiten muss, Schluckauf hatte, Annes Namen endlich richtig geschrieben. Ihm diesen so schwierigen Namen in großen Druckbuchstaben vorzuschreiben hat da auch nichts gebracht.
Immerhin haben wir jetzt einen DinA4 Zettel als Andenken an diese hervorragende Nacht.

Einen Tag später, nachdem wir uns wieder beruhigt hatten und Anne sich ein neues Handy gekauft hat, wollten wir dann doch nochmal kurz in den Süden fahren zu einem großem Tempel „Uluwatu“, bevor wir Kuta für immer den Rücken kehren werden. Roller gemietet, Helme auf und durch den kranken Verkehr gekämpft. Nur genau eine große Straße führt zu dieser Touristenattraktion. Wie viele andere waren wir gegen fünf Uhr auf dem Heimweg bevor es dunkel wird. Da stehen tatsächlich Polizisten an der Straße und führen eine Verkehrskontrolle durch. Etwas was wir bisher noch nicht gesehen haben, da es sogar kaum Verkehrsschilder gibt und alle eh beknackt fahren. Und natürlich war etwas faul an dieser Kontrolle. GANZ unauffällig wurden nur Touristen, die man hier ja ziemlich gut an ihrer Hautfarbe erkennen kann, angehalten.

„Drivers License!“

Tja, da wurde uns schlagartig bewusst, dass wir nur unsere deutschen mit haben, nicht die internationalen. Also die Deutsche hingehalten.

„International driver's license!“ - Ja, sorry, nicht dabei.
„Where are you from?“
„Germany“
„Go over there!“

1 Million Rupiah Strafe

Da ging's aber los: bestimmt zehn-minütige Diskussion über das Rechtssystem in anderen Ländern gehabt, wie wir unsere Internationalen ja auch in Kuta bei der Polizei vorzeigen könnten (mit denen wir ja auch schon best buddies sind) und der deutsche Führerschein viel mehr wert ist etc. bis wir unsere Strafe auf 300.000 runtergehandelt hatten. Allein diese Tatsache ist unfassbar und zeigt wie korrupt das System ist. Als Anne dann anfing, dass wir schon ausgeraubt wurden und Bali jetzt wirklich so schnell wie möglich verlassen werden, steckte der Polizist mir ganz heimlich einen der 100.000 Rupiah Scheine wieder in die Hand ohne dass sein Kollege es mitkriegt.
Tja, damit hat er also nur noch ca. 12 € Taschengeld gemacht.

Als wir dachten jetzt kann es nicht mehr schlimmer kommen, kroch wieder irgendein Polizist aus seinem dunklen Loch, wo er nur so auf Touristen wartet, und holt uns von der Straße, weil wir an einer roten Ampel einen Meter zu weit vorne angehalten haben.

Nur so zum Vergleich: Auf dem Weg zum Club wurden uns von allen Seiten Drogen angeboten, wodrauf hier die Todesstrafe steht. Aber wenn ein Tourist auch nur einen Fuß falsch auf diese Insel setzt – Strafgeld!

Der gute Mann ließ uns mit einer Warnung abziehen und wir haben uns geschworen nie wieder selbst am balinesischen Straßenverkehr teilzunehmen, besonders nachdem wir hörten, dass das viele Touristen erleben und für irgendeinen Mist angehalten und bestraft werden.

Allerherzlichsten Dank Bali, wir freuen uns auch hier zu sein

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